Nächster Stop meiner kurzen Reise nach Asien: Shanghai. Auch hier wohnte ich sehr zentral in einem Hotel (Pudong) direkt Gegenüber von The Bund. Auch in Shanghai wurde ich am Flughafen abgeholt, allerdings war der Empfang hier weniger herzlich und sehr distanziert. Ebenso war die englische Sprache schon bei meinem extra bestellten Taxifahrer ein Problem, aber wir konnten uns dann doch ganz gut verständigen.
Auf dem Weg in die Innenstadt fielen gleich Unterschiede zu Japan auf: sehr bereite Stromtrassen laufen direkt auf Downtown zu. Wohnviertel oder Häuser können die Stromautobahn weder aufhalten noch umleiten. Auch in Pudong wird schnell die unglaubliche Wachstumsgeschwindigkeit ohne Rücksicht auf umliegende Häuser oder Menschen sichtbar. Die Wolkenkratzer schießen neben kleinen Häuschen wie Pilze aus dem Boden. Überall wird gebaut und wenige Straßen neben dem modernsten Gebäude liegt der Müll indem Straßen und die Stromverkabelung ähnelt der in Havanna (Kuba). Große Kontraste überall wo man hinsieht… aber trotzdem unglaublich beeindruckend. Die Skyline von Shanghai und die zugehörigen Gebäude sind wirklich eine Klasse für sich und auch die traditionellen Gebiete wirken besonders zwischen den hohen Wolkenkratzern absolut unwirklich. Der Jing’an Tempel inmitten der Innenstadt besticht durch seinen perfekten Zustand und seine Größe… inkl. goldener Dächer und Ruhe. Der Duft von Räucherstäbchen liegt in der Luft, Menschen beten in der weitläufigen Anlage und man vergisst dass man in Mitten einer Millionenstadt steht (zumindest solange man nicht nach oben sieht ;-)). Ein weiteres must-see ist Yu Garden, ein traditionelles Viertel mit innenliegendem chinesischen Garten der Superlative. Alte Holzhäuser traditioneller chinesischer Architektur und eine Gartenanlage die einen permanent zum Staunen bringt. Ebenfalls ein Ruhepol im Kontrast zu The Bund oder der gegenüberliegenden Uferseite in Pudong mit den berühmten Gebäuden (bspw. Shanghai Tower oder das World Financial Center in Form eines Flaschenöffners). Etwas sehr hektisch geht es in der Bahn zu, die Menschen sind sehr rücksichtslos, fast schon unverschämt. Hier wartet keiner, es schaut sich keiner um und es gilt nur ein Grundsatz: ich vor dir. Das setzt sich auch an der Oberfläche fort, teilweise werden Autos auf Gehwegen gefahren und die Elektroroller bahnen sich mit Kontakt den Weg durch die Menschen auf den Fußwegen. Sehr stressig, umsomehr lernt man schon nach wenigen Stunden die Gärten und Parks zu schätzen.
Auf dem höchsten Observatorium im 102. Stock des Financial Centers bietet sich ein sehr eindrucksvoller Blick Über die Stadt. Leider ist das Ambiente absolut uneinladend. Man erwirbt den Zugang zu drei Plattformen und wird einfach nur durchgeschleust. Kaum Möglichkeiten zum Sitzen oder rasten, einziges Ziel: möglichst viele Menschen durchschleusen. Die Wartezeit beträgt am Wochenende etwa 2-4 Stunden, ich hatte die Möglichkeit unter der Woche zu kommen… ohne warten *g* und dann kann man auch mal etwas stehen bleiben. Die Bar oben ist gelinde gesagt ein Witz. Teuer und dreckig, aber wenns Dunkel wird sieht man das ja nicht mehr wirklich.
Das Essen ist anders als in Japan, wir hatten die Gelegenheit einiges zu probieren, inkl. Quallen, Bullenfröschen, schwarzer Tofu, diverse Fische und Vögel die man noch deutlichst erkennen konnte. Sehr gut, aber ich mochte das japanische Essen lieber. Eventuell haben wir hier die falschen Gerichte gewählt, ich hoffe dass wir in Deutschland oder China bei meinem besten Freund und seiner chinesischen Freundin noch einmal in den Genuss kommen und eine etwas andere Auswahl genießen können.
Abschließend ist zu sagen, dass auch Shanghai eine wirklich sehr beeindruckende Stadt mit positiven und negativen Seiten ist. Wohler habe ich mich in Japan gefühlt, das mag auch an der etwas strukturierteren Betreuung liegen. Die Unterschied der Menschen ist jedoch deutlich spürbar. Hier ist sich jeder selbst der Nächste, die Tischmanieren im Restaurant sind für Europäer nur schwer akzeptabel. Auch das für mich sehr ungesunde Wachstum mit dem Grundsatz „koste es was es wolle“ hinterlässt einen nicht immer positiven Beigeschmack. Etwas mehr Nachhaltigkeit und bewussterer Ressourceneinsatz erscheint hier nicht unsinnvoll.
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