Nach den doch sehr laufreichen vergangenen zwei Tagen wollten wir heute etwas ruhiger machen, und mit einem uralten Zug von Casa Blanca aus Richtung Strand fahren. Die Beschreibung des Gefährts hat uns doch sehr neugierig gemacht, da der Zug wohl an jedem Haus anhält wo jemand aussteigen bzw. einsteigen will und auch der technische Zustand mal dazu führen kann, dass unterwegs mal etwas kaputt geht und es dann erstmal nicht weitergeht ;-).
Auf dem Weg zur Fähre am Hafen bei sehr alten Lagerhäusern sahen wir uns noch das Havanna Club Museum an, in welchem die Herstellung von Zucker und Rum aus Zuckerrohr sehr anschaulich und bildhaft erklärt wurde. Natürlich gab es am Ende eine Verkostung, sowie einen Shop der alle Arten des sehr bekannten Rums zum Verkauf anbot. Mit Wegrum ging es dann wie gestern auf Casa Blanca… der Zug kam jedoch leider nicht… defekt *g*.
Nun, da uns leider das Transportmittel abhanden gekommen war, ging es zu Fuß einige Kilometer durch Casa Blanca. Das Bild gestaltete sich ähnlich wie im Zentrum von Havanna: zerfallene Häuser, Schotterstraßen, schmuddelige Industriegebiete, aber: keine Touristen, jedoch zufrieden aussehende Kubaner. An einer Straßenecke mit Kiosk einer Einheimischen ließen wir uns dann den Weg zu einer potentiellen Bushaltestelle erklären, jedoch konnten wir einem freundlichen Kubaner mit 1957er Chevy in TOP-Zustand leider nicht abschlagen uns zum Strand zu fahren! Die Fahrt war wieder ein tolles Erlebnis, und die Eurodance-90er-Style-Musik in einer ohrenbetäubenden Lautstärke war eigentlich auch ganz cool (die Anlage war wirklich fett, das Auto top restauriert und unser Fahrer anscheinend sehr wohlhabend).
Am Strand angekommen hieß es erstmal Schuhe aus und Schattenplatz unter Palmen suchen. An unserem sehr ruhigen Plätzchen ging es dann ab in die tosenden Wellen bei einer Wassertemperatur jenseits der 25 Grad. Sehr angenehm und einer sehr schöner Strandabschnitt! Nach dem Köpfen einer Kokosnuss kamen wir mit einer Kubanerin ins Gespräch, die uns geholfen hat noch ein Restaurant zu finden. Es hatte den Anschein, dass die Besitzer extra für uns geöffnet haben…
Mal sehen ob aus dem Versprechen was wird sich morgen mit uns zum Tauschgeschäft „Zigarren gegen Geld“ zu treffen (sie arbeitet in der Zigarrenfabrik), auch wenn Annäherungsversuche zusammen mit einer ihrer Freundinnen ins Leere gelaufen sind…
Die Rückfahrt vom Strand nach Havanna war dann wohl das größte Erlebnis an diesem Tag: Bus fahren. Hand an der Straße hochhalten, der Bus haut einen Stachel rein. Einsteigen. Der Bus fährt los bevor alle drin sind und natürlich bevor die Türen zu sind. Beschleunigung auf Warp-Geschwindigkeit vorbei an vermeintlich stehenden Autos auf der rechten Spur mit etwa 2cm Abstand. Der nächste Halt wird mit maximaler Verzögerung angefahren und mit maximaler Beschleunigung wieder verlassen. Kurven im Grenzbereich genommen und das Beste: der Tunnel von Casa Blanca nach Havanna. Achterbahn: langweilig… die is ja vom TÜV abgenommen und macht nicht bei jeder Bodenwelle wirklich fiese Geräusche (vom Zustand des Busses brauchen wir ja nicht reden ;-). Aber: überlebt!
Nach einer kurzen Chillphase haben wir dann noch der legendären Bar „Sloppy Joe’s“ einen Besuch abgestattet. In den 50er/60er Jahren war dies wohl eine Institution in Havanna, welche sehr viele berühmte Leute besucht haben. Das frühere Hauptmerkmal: absolut schmuddelig, billige aber supergute Cocktails und viel zu Essen. Heute geht die Tür auf und man fühlt sich wie in einer Zeitreise. Draußen: Havanna mit einem Flair von vergangenen Tagen, alte Autos, Dreck und entspannte Leute. Drin: feinster Marmorboden, schicke Leute, Wandregale mit teuren Whisk(e)ys, Klimaanlage auf 18 Grad, TFTs an der Wand und Musik aus aktuellen Charts. Kubanisches Flair, Revival einer Kultbar: Fehlanzeige. Diese Bar hätte am Marienplatz stehen können, das hätte besser gepasst. Aber für uns eine traurige Erkenntnis: So wird sich Stadtbild wohl künftig entwickeln. Und das heute noch erlebbare Havanna wird über Kurz oder Lang wirklich nur noch auf den Videos in modernen Bars wie im „Sloppy Joe’s“ zu sehen sein. Wir haben und jedenfalls gefreut, dass das Bild aus den Schwarz/Weiß Filmen im Fernseher drin dann draußen noch live und in Farbe vorhanden war! ;-).
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